Alles um uns herum, versucht heute unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen, unser Boss, unser Partner, unsere Freundin, die 500 Facebook Freunde, unser Telefon mit permanenten Push-Benachrichtigungen – seien es Tweets, Geburtstagserinnerungen oder Kontaktanfragen.

Fakt ist, dass all die Social Media Firmen einen verdammt guten Job machen. Diese Plattformen sind dafür designt worden, menschliche Aufmerksamkeit zu stehlen.

Hinter all den kleinen Funktionalitäten der verschiedenen Plattformen (bspw. Instagram, Twitter, Facebook) steckt, neben smarten Entwicklern für das technischem Setup, eine Menge psychologisches Wissen. Selbiges gilt für die komplette Gaming Branche, Online Shopping Seiten oder Dating Portalen etc.

 Schlaue Köpfe aus der Verhaltensforschung machen sich jeden Tag Gedanken, wie sie uns so lange wie möglich an die jeweilige Plattform ketten, bestenfalls sogar von ihr abhängig machen können.

 Nur um ein Beispiel zu nennen: die Scoll-Funktion bei Instagram erinnert dich vielleicht an den einarmigen Banditen aus Vegas. Macht es Spaß immer weiter nach unten zu scrollen um ggf. DIE Info des Tages zu lesen? Um ja nichts zu verpassen? …nur noch einmal… Macht das abhängig? Manipuliert uns das? Vielleicht.

 Der Preis für die zahlreichen Angebote ist oft kostenlos, aber nicht umsonst. Denn wir zahlen mit einer viel wertvolleren Währung der heutigen Zeit: unserer Aufmerksamkeit.
Umso wichtiger ist es, eine der zukunftsrelevanten Fähigkeiten zu entwickeln: sich fokussieren zu können und nicht ablenken zu lassen.
Es gibt jetzt schon eine sagenhafte Anzahl an unglaublichem Wissen, an Erfahrungsschätzen, wirklich hilfreichen Tools und Inspirationen, die uns positiv beeinflussen. Und die es heute für viele Menschen viel leichter machen, sich und die eigenen Ideen zu verwirklichen.

Dennoch wird es, wie wir glauben, auch darum gehen all die Möglichkeiten, die um unsere Aufmerksamkeit betteln, zu filtern und zu priorisieren oder sie eben zu ignorieren. Heißt ganz konkret: wir müssen aufmerksam darauf achten, wem oder was wir unsere Aufmerksamkeit widmen.

Und das ist mit dem heutigen Informations-Overload eine echte Herausforderung!

 Der Leistungssport zeigt uns sehr klar wie wichtig unser Mindset für eine außergewöhnliche Leistungsfähigkeit/Performance ist. Die Fähigkeit unsere Aufmerksamkeit zu kontrollieren und zu lenken ist das Fundament für Weltrekorde. Und darüber hinaus eine der Säulen für ein sinnvolles, bedeutendes und wertstiftendes Leben.

Denjenigen unter uns, denen es gelingt in dieser High-Performance, hyperschnellen, Insta-Welt ein fokussiertes, flexibles, agiles und optimistisches Mindset zu entwickeln, werden einen immensen Unterschied machen können. Und zwar nicht nur in Hinsicht auf Performance, sondern auch im Hinblick auf echte, bedeutungsvolle Beziehungen zu anderen.

Und all das startet mit der Beziehung zu uns selbst.

Welche Beziehung möchten wir in unserem Leben zu uns haben? Und zu anderen?
Worauf möchten wir uns fokussieren?
Was möchten wir erschaffen?
Welche (Lebens-) Qualitäten sind uns wichtig und nicht verhandelbar?

Mit unserem Verstand hat die Menschheit die Welt verändert und verändert sie immer noch. Angefangen von der Entdeckung des Feuers und wie wir es nutzen können bis hin zu Künstlicher Intelligenz oder Reisen zum Mars. Unser Verstand ist unser stärkstes Kapital.

 Unser Mindset ist eine Linse mit der wie die Welt und unser Leben betrachten: unsere Umgebung bzw. Umwelt, unsere Beziehungen, Arbeit, Vergnügen, Religion, …und uns selbst.

In der heutigen Zeit und in unserer Kultur sind wir schon fast besessen von unserem Körper. Wir reden von Selbstoptimierung als wären wir Maschinen.

Heißt für uns nicht, dass es nicht wichtig ist, sich mit seinem Körper zu beschäftigen – ein Teil unseres Coaching Ansatzes ist es ja tatsächlich auch, dass wir unseren Körper besser verstehen lernen – aber eben nicht um ihn noch besser auswringen zu können, sondern um für uns die gesündesten Entscheidungen zu treffen bzw. in den richtigen Momenten auch einfach mal loslassen zu können.

Wie sieht es aber im Hinblick auf unser Mindset aus?

Wenn wir so akribisch unser Mindset bzw. unseren Verstand (bewusst) trainieren würden, wie wir es mit unserem Körper tun, wären wir dann unserem authentischen und individuellen Selbst nicht so viel näher, als viele Menschen es heutzutage sind?

Und ist das nicht irgendwie das eigentliche Abenteuer im Leben – nämlich zu erkunden, wer wir sind?

Wir Menschen sind von Natur aus neugierig und wollen uns immer weiterentwickeln.
Aber wieviel Zeit verbringen wir tatsächlich damit unser Mindset zu konditionieren?
Wie gut gelingt es uns sich von den inneren Selbstzweifeln oder Blockaden nicht beeinträchtigen zu lassen, sondern sie eher für uns zu nutzen?
Wie sehr strengen wir uns an klarer, fokussierter, optimistischer, präsenter, und bei uns selbst zu sein?

Viele Menschen sind heute oft damit beschäftigt sich zu beschäftigen, ohne sich die Zeit zu geben inne zu halten, für einen Moment nicht zu denken, sondern nur zu sein. Das mag vielleicht spirituell klingen, war aber lange Zeit Gang und Gebe und ist in einigen Kulturen völlig normal.

Der Vorteil „nur“ präsent zu sein, ist, dass man in dem Zustand nicht bewertet, nicht kritisiert, sondern sich der jeweiligen Erfahrung hingibt.
In dem Zustand, in dem sich jedoch die meisten Menschen der westlichen Welt befinden, gibt es immer eine Idee davon, wie die jeweilige Erfahrung und/oder man selbst zu sein hat.
Tatsächlich gibt es laut Dr. Michael Gervais (Psychologe im Bereich des Hochleistungssports) eine gesunde Beziehung zwischen diesen beiden mentalen Zuständen, nur hat sich das Verhältnis in der westlichen Kultur zu unseren Ungunsten verändert.

Wir lenken uns mehr ab, halten uns 24/7 busy und kümmern uns um die Dinge, die im Außen wichtig sind. Vielleicht als Ablenkung, um nicht genauer hinter unsere eigene Fassade zu blicken.

Präsent zu sein, im Moment zu sein, lernen wir nicht mehr. Dafür lernen wir mit unserem Umfeld zu interagieren, wir lernen kritisch mit uns und anderen zu sein. Wir lernen soziale und technische Fähigkeiten, um in unserer Welt, die von Produktivität getrieben ist, zu bestehen. Deshalb lernen wir aber auch, dass wir nur dann ok und akzeptiert sind, wenn wir BUSY sind. Bei vielen Menschen in Deutschland geht es darum, was wir beruflich machen und wie wir uns beschäftigen. Die erste Frage, spätestens aber die zweite Frage auf einer Privatparty ist: „Und was machst du beruflich“ oder „und wie läuft´s im Job?“

Und das soll auf keinen Fall anklagend gemeint sein, sondern es ist einfach nur eine Feststellung. Auch wir definieren uns mit einem hohen Prozentsatz über den Job, und gehen sogar noch den Schritt weiter: denn wir lieben, was wir tun. Und damit verwischen automatisch auch Grenzen zum Privaten.

Herausfordernd wird es nur dann, wenn wir einem Zustand hinterher hetzen, der von dem Glauben getragen wird, dass wenn wir mehr machen, wir mehr wert sind. Wenn wir unseren Wert am Abarbeiten von to-do-Listen bemessen. Oder an der Qualität, mit der wir sie erledigen. Der Vergleich mit der (digitalen Social Media) Welt da draußen tut oft sein Übriges, um uns schlecht fühlen zu lassen und an uns zu zweifeln.

Heute beobachten wir häufig, dass unser Selbstwert, und die Liebe zu uns, offensichtlich abhängig gemacht wird, von der Produktivität und Bewertung im Außen.

Das klingt verrückt. Und das ist es unserer Meinung nach auch.

Leider lernen viele Menschen genau diese Abhängigkeit bereits im frühen Alter, mit einer Fehlerkultur, die keine Fehler zulässt oder eine Gesellschaft die überfürsorglich dafür sorgt, dass bei den Kids gar keine Fehler entstehen.

Wenn wir immer etwas tun müssen, um überhaupt jemand zu sein und wir dann auch unter unseren Ansprüchen zurückbleiben, sind wir permanent getrieben von Angst – Angst zu Versagen. Angst nicht genug zu sein. Angst nicht geliebt zu werden. Etc.
Eine Never-Ending-Story, die natürlich dazu führt, dass wir ausgelaugt und erschöpft sind. Und unsicher in uns selbst.

Und das ist so schade. Denn für die richtig großen Dinge im Leben, für Visionen braucht es Fähigkeiten wie Vertrauen in sich selbst, und Optimismus.

Und Vertrauen zum Beispiel auch in den eigenen Prozess. Das Leben ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Dennoch versuchen viele im Dauersprint das Leben zu meistern – ohne durchzuatmen, ohne zu schaun, ob sie immer noch auf dem richtigen Weg, nämlich IHREM Weg sind.

Wir möchten mit den Zeilen gern zum Nachdenken anregen, weil wir uns eine Gesellschaft wünschen, die das Leben mehr genießt und zu schätzen weiß. Die dem Leben die Aufmerksamkeit schenkt, die dieses Wunder verdient. Die mehr Zeit damit verbringt sich selbst glücklich zu machen, um dieses Glück mit anderen zu teilen. Und die sich bewusst fragt, unabhängig aller Meinungen, möglicher Bewertungen oder Erwartungen, mit wem oder was sie ihre wertvolle Aufmerksamkeit schenkt.

Zum Schluss möchten wir dir gern noch eine unserer Perlen mitgeben. Vielleicht klickt sie bei dir genauso, wie es für uns der Fall war.

“When something matters to you – you do whatever it takes.” – Wenn du jemanden liebst, wirst du alles daransetzen, dass es demjenigen gut geht!

Warum machen wir bei der Liebe zu uns selbst Abstriche?
Was ist, wenn du die- oder derjenige bist, für den du alles gibst?
Was ist, wenn du dir das „whatever it takes“ einfach selbst gönnst?

Jetzt Audio zum Text herunterladen: Schenkst du dir die Aufmerksamkeit, die du verdienst?

von Christin Engler

Mehr Gedanken gefällig?

Willkommen in unserem Kopf.

 

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