Coaching kommt bekanntermaßen aus dem Spitzensport. Und aus diesem Feld kann man auch heute noch sehr viel lernen. Deshalb sind wir unter anderem auch so sportbegeistert. Es geht nicht nur darum, was du mit deinem Körper erreichen kannst, wie du ihn formen und verändern kannst, und wie du leistungstechnisch über dich hinauswachsen kannst. Jeder Mensch, der sich ambitioniert mit Sport auseinandergesetzt hat, weiß, dass es ohne das richtige Mindset nicht funktionieren wird.

Die Top Ten im Tennis, in der Leichtathletik, in der Formel 1 usw. unterscheiden sich von ihren technischen und körperlichen Voraussetzungen (bis auf wenige Ausnahme) kaum! Das was auf dem Platz, auf der Tartanbahn oder auf der Straße entscheidet, ist im Kopf desjenigen.

Und an dieser Stelle kommen gute Coaches ins Spiel. Einige der besten und erfolgreichsten Coaches wurden in einer bewegenden Dokumentation auf Netflix interviewt. Unsere Key Learnings haben wir einem unserer anderen Blogartikel zusammengefasst.

Heute soll es jedoch um etwas anderes gehen: das, was erfolgreiche Spitzensportler, Welt- und Olympiameister unter anderem ausmacht, ist z.B. ihre Fähigkeit ein Zukunftsbild zu visualisieren, ohne dass sie die jeweilige Erfahrung z.B. den Olympiasieg jemals gemacht haben. Und das entsprechende Mindset dazu.

Mentales Visualisieren bzw. sich die Vision in Form von Bildern und mit allen Sinnen vorzustellen, ist eine bewährte Methode im Spitzensport.

Im US Olympiatrainingscenter in Colorado / Springs arbeiten 90% der Athleten und 94% der Coaches mit bildlicher Vorstellungskraft und Visualisierung!
97% der Athleten und 100% der Coaches glauben daran, dass diese Visualisierung die persönliche Performance steigert.
Und nicht nur das: es ist nachgewiesen, dass die Visualisierung einer lebensechten Erfahrung u.a. dabei hilft:

  • die Motivation zu intensivieren
  • das Selbstbewusstsein zu steigern
  • die Intention und den Fokus zu schärfen
  • neue Fähigkeiten zu lernen
  • Angst zu verringern
  • wettbewerbsfähige Strategien und Methoden zu entwickeln.

Es ist nachgewiesen, dass allein die Vorstellungskraft einer Bewegung, die gleichen Gehirnareale zum Arbeiten bringt, wie die Bewegung an sich.

Spitzensportler stellen sich deshalb ganz genau vor wie sie sich fühlen, was sie denken, wie sie sich bewegen und wie ihre Muskulatur darauf reagiert. Beispielsweise hat dieser Ansatz große Bedeutung bei der Regeneration von Krankheiten, wo man natürlich nicht trainieren kann. Die Bewegungsabläufe können sich aber sehr gut vorgestellt werden. Und damit kann der Sportler einen gewissen Trainingsstand aufrechterhalten.

Spitzensportler stellen sich ihre Visionen jedoch nicht nur vor, sie schreiben die Vision präzise auf, sprechen sie laut aus, definieren ihre Etappen auf dem Weg dahin und erwecken die Vision mit Bildern vor dem inneren Auge zum Leben.

Bei den Olympischen Spielen 2008 gewann Michael Phelps 8 Goldmedaillen. Eine davon war für die 200m Schmetterling. – Eigentlich seine Königsdisziplin.

Als er jedoch mit dem Startschuss ins Wasser tauchte, musste er feststellen, dass seine Brille undicht war und er somit nichts sehen konnte.

Für Außenstehende, selbst für Profis wie Franziska van Almsick, war nicht zu erkennen, dass er Probleme hatte. Das Rennen brachte ihm nicht nur die nächste Goldmedaille, sondern auch einen weiteren Weltrekord ein.

Wie ist so etwas möglich?

IMAGINATION.

Phelps nahm sich vor dem Rennen die Zeit sein Inneres zu beruhigen und stellte sich jeden einzelnen Schritt oder vielmehr Schwimmzug vor, den er auf die 200m vor sich hatte. Angefangen vom Startschuss, über den Abstoß, bis hin zum letzten Anschlag.

Er spielte sich den idealen Film seines Rennes vor. So wie bereits die Monate davor.

Und nicht nur das. Sein Coach Bob Bowman beschrieb ihn in einem Interview als den größten Visualizer. Phelps stellte sich nicht nur das perfekte Rennen im Wasser vor. Er stellte sich auch die unterschiedlichen Perspektiven bspw. außerhalb des Wassers vor. Und mögliche Herausforderungen mit den entsprechenden Lösungsansätzen. Diese Datenbank an Informationen halfen ihm selbst im Blindflug den Weltrekord zu schlagen.

Es gibt aber einen Knackpunkt, denn sich die Vision einfach nur vorzustellen, reicht nicht aus. Ganz entscheidend ist das Mindset, was wir mitbringen.

Wir werden zu der Story, die wir uns jeden Tag erzählen.
Welche Story erzählen sich Frauen selbst täglich?
Welche Story erzählst du dir über Jahre hinweg?

Wenn wir immer nur danach gehen, was in unserem jetzigen Kosmos, mit den jetzigen Fähigkeiten und Erfahrungen realistisch ist, werden wir nie großartig über uns hinauswachsen und diese magischen Momente erleben, von denen wir immer dachten sie kämen nur aus Hollywood.

Wir stehen uns oft nur selbst im Weg. Wie sagt man so schön? – Wir sind unser eigenes Limit.

Nur weil ich irgendwann mal eine schlechte Erfahrung mit einer bestimmten Tätigkeit, einem Menschen, einer Umgebung gemacht habe, heißt das nicht, dass diese Erfahrung meine Wahrheit sein muss.

Andererseits dürfen wir uns aber auch nicht daran hindern, auf Grundlage von ehemaligen Erfahrungen oder Meinungen aus dem Umfeld für die richtig großen Dinge im Leben loszugehen.

Wir dürfen große Träume bzw. Zielen haben. Und ja, die dürfen Hollywood-Charakter haben.

Nichtsdestotrotz:
Zwei wichtige Komponenten, um Visionen wirklich zum Leben zu erwecken, sind zwei Fähigkeiten, die viele unterschätzen: Optimismus. Und Vertrauen. Wobei Optimismus auf Vertrauen fußt.

Ich kann die schönste und beste Vision im Kopf haben. Wenn ich mir jedoch nicht ansatzweise vertraue, mich eher zu der Halbleer-Glas-Community zähle, und mein innerer Kritiker mir zu oft den Marsch bläst, wird es sehr schwer eine große Vision im Leben umzusetzen.

Again: „Wir werden zu der Story, die wir uns jeden Tag erzählen. Welche Story erzählst du dir tagtäglich?“

Du bist der Mensch, der sich selbst am meisten zuhört. Und du bist der Mensch, der am meisten mit sich redet. Es ist so so wichtig, wie dieser innere Dialog aussieht.

Stell dir mal vor, du würdest einen deiner inneren Dialoge auf eine Freundin projizieren?
Z.B. würdest du ihr an den Kopf werfen: „Sorry, aber du bist fake. Und das werden die anderen bald mitbekommen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie entdecken, dass du nichts weiter als eine Blenderin bist.“
Solltest du diese Art von Dialog nicht kennen, herzlichen Glückwunsch! Das ist wirklich sehr viel Wert!

 Aber Gesetz dem Fall du kennst es doch:

Was macht eine gute Beziehung aus? Vielleicht sowas wie gute Gespräche, Mitgefühl, offene und ehrliche Worte, eine konstruktive, wertschätzende Haltung und Vertrauen.
Mit unserer Beziehung zu uns selbst ist es nichts anderes.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit im oberen Beispiel, dass zwischen beiden anschließend eine vertrauensvolle Beziehung herrscht?
Unserer Erfahrung nach nicht so hoch.

Wie können wir dann erwarten, jeden Tag mit uns so zu sprechen und dann zu erwarten, dass wir uns vertrauen und optimistisch auf die Welt und ihre Möglichkeiten blicken?

Die gute Nachricht ist: wir können lernen diesen negativen Self-Talk umzuschreiben. Aber das braucht Zeit und eine Menge Übung. Wir erzählen uns diese Sätze schließlich unser ganzes Leben lang, dann dürfen wir auch nicht erwarten, dass die Umstellung von heute auf morgen passiert.

Folgende Schritte können dabei helfen, diesen unterbewussten, fiesen Dialogen auf die Spur zu kommen:

  1. Bewusst wahrnehmen: WIE spreche ich mit mir (ungeschönte Wahrheit) und IN WELCHEN SITUATIONEN passiert es.
  2. Aufschreiben und hinterfragen: aus einer neutralen und fairen Perspektive heraus: stimmt das, was ich mir hier erzähle wirklich? Gab es in der Vergangenheit wirklich kein Beispiel, keine Erfahrung, die diese Aussage wiederlegt?
  3. Umformulieren und ersetzen: was darf ich mit stattdessen erzählen? Wie sieht ein konstruktiver und wertschätzender Dialog aus? Was würde ich z.B. gegenüber einer guten Freundin sagen?

Wir meinen es ernst, solltest du bisher noch nicht ernsthaft an einem positiven Self-Talk gearbeitet haben – fang bitte an. Entweder mit dir selbst oder mit jemandem Externen, z.B. einem Coach. Du wirst überrascht sein, wieviel du für dich damit veränderst.

Kein Welt- oder Olympiameister macht sich permanent runter oder redet sich klein. Heißt übrigens nicht, dass man nie zweifeln darf! Zweifel kann auch ein Antreiber sein, die Dosierung macht es aus und eine der zweiten Fähigkeiten, nämlich: Optimismus.

In London wurde eine Studie über zwei Jahre durchgeführt. Dabei stellte eine Firma eine Handvoll Sales Consultants ein, die die perfekten Qualifikationen hatten und eine andere Handvoll Sales Consultants, die den strengen Firmen-Richtlinien nicht gerecht worden, jedoch ein außerordentlich optimistisches Mindset mitbrachten.
Nach den 2 Jahren erfolgte die Abrechnung: die Gruppe der Optimisten hatten 25% mehr Umsatz eingebracht, als die Gruppe der Sales Profis. 25%!

Optimismus ist genauso wie Vertrauen eine Fähigkeit, die man lernen kann.
Und das fängt mit der Perspektive an, die ich einnehmen möchte!

Je nach Sozialisierung und Erfahrung gibt es zwischen uns Menschen natürlich Unterschiede, aber ICH entscheide, für welche Perspektive ich mich entscheide. Wir alle haben viele Dinge, die nicht in unserer Kontrolle liegen, z.B. wo wir geboren werden, mit wem wir aufwachsen, welche Entscheidungen für uns in der Kindheit getroffen wurden.
Aber als erwachsener Mensch, dürfen wir entscheiden, wofür wir uns entscheiden.
Das ist das Schöne am Erwachsensein. Nur mal so…weil wir uns ja oft zurück in die Kindheit wünschen.

Und mit diesem Fundament stehen die Chance große Visionen zum Leben zu erwecken sehr gut! Daran glauben wir. Und daran arbeiten wir z.B. auch mit unseren Klientinnen. Und an uns sowieso.
Visionen sind im Übrigen super individuell und müssen keinesfalls immer mit dem Job zusammenhängen, wie es häufig assoziiert ist.

Heißt zusammengefasst: es braucht ein stabiles Mindset, dass auf Vertrauen und einer optimistischen Haltung fußt, und es braucht eine starke, präzise formulierte Vision, die mit allen Sinnen und bunten Bildern in unserem Kopf aufgeladen ist.
Und die wir uns immer und immer wieder vor Augen führen.

Als Abschluss möchten wir dir noch folgenden Gedanken eines großen Visionärs mitgeben: Steve Jobs.

Und Steve Jobs hat folgendes gesagt:

“A lot of [what it means to be smart] is the ability to zoom out, like you’re in a city and you could look at the whole thing from the 80th floor down at the city. And while other people are trying to figure out how to get from point A to point B reading these stupid little maps, you could just see it in front of you. You can see the whole thing.”

Und auch diese Fähigkeit, nämlich herauszuzoomen und sich in eine Art Vogelperspektive zu begeben, kann sehr nützlich sein, wenn man über die eigenen großen Ziele im Leben nachdenkt.

Im Coaching nutzen wir dieses Tool häufig, weil es unsere Klienten dazu bringt Absurdes sichtbar zu machen und abseits von schrägen inneren Dialogen, einen gesunden Abstand einzunehmen. Mit dem Resultat, dass häufig einiges viel klarer auf der Platte liegt.

In diesem Sinne: schau einfach mal, was passiert, wenn du regelmäßig einen gesunden Abstand zu dir einnimmst und bewusst und großzügig hinschaust, was in deinem Leben möglich ist.

Vielleicht wird es ja irgendwann in Hollywood verfilmt. Vielleicht gewinnst du aber auch eine Goldmedaille.

Mehr Gedanken gefällig?

Willkommen in unserem Kopf.

 

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